Je mehr man Artikel in qualifizierten Medien und social-Media-und Beiträge von kompetenten Autoren liest – ich lebe ohne Fernseher – wie schlecht es um unsere gesellschaftliche Kommunikation liest, umso mehr wird mir das ständig sinkende Niveau bewusst. Beschimpfungen, Verunglimpfungen, persönliche Angriffe – und in Wahlkampfzeiten wird es noch schlimmer in unserem Land, in Deutschland.

Wo liegen meines Erachtens die Ursachen für diesen Niedergang – und wie können wir da rauskommen? Klar, die politische und wirtschaftliche Situation könnte besser sein, es gibt Dauerkrisen. Aber müssen wir auf diesem niedrigen Niveau miteinander kommunizieren, statt sachlich um Lösungen zu ringen und diese dann anzugehen und umzusetzen?
Soeben lese ich der ZEIT auf der Titelseite den Kommentar über gegenseitigen Verunglimpfungen Merz-Scholz „wie auf dem Schulhof“. Und wie lange wird die Selbstverpflichtung der Parteien zu einem „fairen“ Wahlkampf halten?
Unsere Werte – kein einziger darf ständig dominieren
Was sind Werte? Es sind Prinzipien, die uns sehr wichtig sind. Wie z.B. Liebe, Integrität, Bescheidenheit, Demut, Verantwortung, Freiheit, Fairness etc. Aber auch Gesundheit, Familie, Demokratie etc. können Werte darstellen.
Wir tragen diese Werte alle in uns – jedoch in einem verschiedenen Mischungsverhältnis, durchaus in einer art Hierarchie, die sich jedoch im Zeitablauf ändern kann und wird, in jedem Moment doch einer situationsgerechten Priorisierung und Entscheidung erfordert (Heterarchie).
Darin darf kein Wert maximiert werden, sonst gibt es nur Ärger (Ampelbruch).
In der Gemeinwohlmatrix stehen dabei 5 Werte nebeneinander, gleichberechtig.
Wir müssen uns immer dieses bewusst sein.
Es steht jedem frei, in eine Partei einzutreten, die bei uns in D doch folgende Werte als Hauptwerte haben:
Konservativ, christlich – schwarz
Liberal – gelb
Grün – ökologisch
Rot – sozial
Blau – national, völkisch
Und wenn nun Mitglieder mehrerer Parteien die Regierung bilden, müssen sie immer zwischen sachlichem Problem und aktuelle Notwendigkeit abwägen und auch zeitliche Prioritäten setzen. Das ist pragmatisch und sinnvoll. Keiner kann seine Werte in jedem Fall obenan stellen.
So ist jedenfalls mit Beginn des Ukraine-Krieges gewesen, den Sanktionen und dem Stop der Gaslieferungen aus Russland. Der grüne Wirtschaftsminister ist gleich durch die Welt gefahren und hat Gas-Einkaufsverträge geschlossen und Gas-Terminals an der Küste bauen lassen. Das war jetzt unmittelbar wichtiger als die reine Lehre der Umweltpolitik und Abkehr von fossilen Energieträgern. Das ist kein Verrat von Prinzipien und Werten, einfach das kurzfristig Notwendige zu tun. Danke Robert Habeck, Sie sind kein „Verräter“.
Im Grundgesetz steht auch nicht, dass die Parteien alleine alles bestimmen in der Politik. Hier können noch viele aus der Wirtschaft und Zivilbevölkerung sich mit engagieren – das gehört auch zur Demokratie- zu unser aller und dem Gemeinwohl. Die Parteien sollten nicht denken, dass sie allein mit ihrem obigen Kernwert die Lösung haben.
Grundgesetz der Kommunikation und Rhetorik
Ad personam Techniken und persönliche Angriffe – sollten vermieden werden. Das ist die Fairness.
Wir Menschen tragen alle Werte-bzw. Farben in uns.
Es besteht die Gefahr der Blasen, wenn sich Menschen nach gleichartigen Werten zu stark organisieren – und die anderen Werte ständig ausblenden.
Sachlich mit Argumenten – durchaus mit Gefühlen dabei – sprechen, am besten in Ich-Form. In der gewaltfreien Kommunikation gehört das zum Standard. Ebenso im Dialog nach David Bohm.
Vorschlag: Start mit Selbstverpflichtung politischer Funktionsträger
Mein Textvorschlag für eine persönliche Politikerverpflichtung hierzu sieht folgendermaßen aus:
„Hiermit verpflichte ich mich gemäß in meinem Reden und Argumentieren sowie in Mails und Nachrichten auf meine SM-Kanälen und meiner persönlichen Website jeden persönlichen Angriff auf Andersdenkende sowie anderer politischer Funktionsträger insb. anderer Parteien zu unterlassen.
Ich bemühe mich darum, immer nur sachlich und mit sachlichen Argumenten zu argumentieren, dass ich eben anderer Meinung bin, anderer Vorschläge für das jeweilige Problem habe et.
Ich bitte Euch alle darum, wenn ich dabei Fehler mache, mich freundlich darauf aufmerksam zu machen, z.B. über eine Nachricht oder Mail auf diesem Kanal: ...“
Für eine Übergangszeit und zur Gewöhnung könnte man bei allen Reden im Bundestag es praktizieren: bei Verstößen gegen diese Verpflichtung – statt Vorbild für die ganze Bevölkerung zu sein – 2 Stunden vor die Türe!

Die individuelle Kommunikation
Wir müssen als Bürger jedoch auch uns selbst an die eigene Nase packen und bewusster kommunizieren.
So wird es auch leichter im Familien- und Freundeskreis. Da fällt mir die wunderbare Aktion ein, die der Verein für Mehr-Demokratie gestartet hat. Die Aktion Sprechen und Zuhören, für die ich auch die Ausbildung gemacht habe und schon erste solche Gesprächsrunden initiiert, geleitet und selbst mitgemacht habe.
Zum nächsten kostenlosen Online-Termin am 25.1.25 von 16 bis 17 h 30 lade ich hiermit ein. Sie werden begeistert sein und es im Freundeskreis weitertragen.
Weitere Artikel zum Thema auf dieser Seite:
Buch „die zerrissene Gesellschaft“ von Claudine Nierth und Roman Huber vom Verein für Mehr Demokratie
Und vor 3 Jahren – anlässlich des Buches von Annalenn Baerbock und seiner Verunglimpfung in manchen Social Media (es soll über 1 Mio. Fake-News über Frau Baerbock gegeben haben) erschien ein Beitrag zur Gesellschaftlichen Kommunikation von mir. Es war damals noch während der Impfdiskussion zu Corona.