In diesem Artikel geht es darum, wie T. als amerikanischer Präsident die Macht errungen hat (gewählt wurde) und sie behalten kann. Schlüpfen wir wieder in T. hinein, in seine Gedanken, die er nach außen preisgibt. Er ist jetzt an seinem Ziel – jedenfalls ganz nahe dran.
Ziele und Überzeugung von T
Nur ein Outsider des Establishments kann in Washington mal richtig aufräumen. Und wenn die Presse das negativ kommentiert, dann lügt sie sowieso. Was ich mache ist richtig, ich stehe für meine Überzeugung ein.
Medien und Gesetzgebung
T: „Der Wahlkampf hat gezeigt, dass er sich auch gegen die Medien gewinnen lässt. Hier ist kein Kurswechsel erforderlich, einfach die Presse weiter beschimpfen und deren negative Berichte dann als emotionale Verzerrung anprangern, als Unwahrheit etc. Die Presse wird dann von selbst zum eigenen Erhalt umsteuern und bald auch von den Erfolgen bei „Make America Great“ berichten. Die werden sich noch wundern.“
Justiz: Menschen mit isolationistischen Einstellung, die auch an „Great America“ glauben, findet man immer. Die Misserfolge der USA kann man gut darauf zurückführen, dass Amerika seine Macht überdehnt hat. Dass die Staaten einfach nicht wollten, denen man „die Demokratie bringen wollte“ – und denen geht es beim Abzug der Amerikaner auch nicht besser.
Zum Kongress: „Auch bisherige Gegner von mir unter den Republikanern werden schon erkennen, dass ich sie zu zu Great America führe und nicht gegen meine Gesetzesvorlagen stimmen.“ Vielleicht ist sogar eine Art „Ermächtigungsgesetz“ möglich, damit jeder Abgeordnete mehr Zeit für seinen Wahlkreis hat und den Menschen dort sagt, dass T. und die neue Regierung für sie was tun.
Establishment in den USA
Hier sind doch im Wesentlichen die Politiker gemeint gewesen. Die natürlich alle sehr abhängig von Spenden und Zuwendungen aus der Wirtschaft sind. T. steht für Unabhängigkeit. Er hat einen Wahlkampf mit weniger Kosten geführt und war selbst die „Marke“. T. ist unabhängig vom abgehobenen Politikbetrieb in Washington und kann dort mal richtig aufräumen. Er ist auch unabhängig von Spendern und Sponsoren, weil er weit weniger bekommen und benötigt hat.
In der Wirtschaft gilt die Regel, dass ein Sanierer immer von außen kommen muss und die erforderlichen „Grausamkeiten“ begehen muss bevor Sozialbeziehungen entstehen. Veränderung ist erforderlich im abgehobenen, verkrusteten Politikbetrieb von Washington. Die sollen lernen, mehr auf das Maul ihrer Wähler zu hören. Darum also auch mehr Zeit in den Wahlkreisen verbringen, statt im Kongress zu diskutieren. Und dem Präsidenten vertrauen, der America Great Again machen will. Zum Nutzen der Bürger, zum Nutzen aller.
Endlich ein Kämpfer, ein Unternehmer am Ruder. Wer sonst kann verkrustete Strukturen aufbrechen und das eigene Land nach vorne bringen, sodass es jeder spürt? Ein Unternehmer, der weiß wer seine „Kunden“ sind, die er zufriedenstellen muss.
Klar. Donald T. braucht in seinem Team auch ein paar im Politikbetrieb erfahrene Leute. Dann muss er halt mit seinem Bauchgefühl einige aussuchen, die noch Veränderung lernen können – und ausstrahlen. Und dazu die eigene Mannschaft stark mit Unternehmern besetzen, die eher Macher sind, auch wenn sie weniger schön reden können.
Das klingt alles logisch und vernünftig! Nicht nach Weltuntergang, deshalb ist die Börse doch gestiegen.
US-Steuern
T: „Die Steuern in den Staaten sind zu hoch und bremsen unsere Wohlstandsentwicklung.“
Warum haben wohl Apple und Google ihre Firmen ganz legal so konzipiert, dass sie nur wenig Steuern zahlen? Wenn wir in den Staaten die Steuern für Unternehmen senken, erreichen wir einen Rückfluss von Milliarden, zum Segen für unser Land.
„Dann wird auch mehr bei uns investiert als im Ausland. Das dient wiederum unserem Wohlstand.“
Wie T. die Wahl gewonnen hat
Menschen mögen solche derben Auseinandersetzungen. Warum wohl sind Krimis und Horror in TV und in Büchern so beliebt und Nachrichten und Medien bevorzugen Katastrophen sowie lautstarke Kritik? Das bekommt mehr Aufmerksamkeit als positive Nachrichten und faire, ausgewogene, sachliche, langweilige Gespräche. Dafür hat T. ein Gespür und das war auch die Basis für seine Reality-Show im amerikanischen Fernsehen.
Vielleicht sagt T auch bald: „Alle meine Angriffe, Demütigungen, Verletzungen, Beschuldigungen waren nur der Aufmerksamkeit für die Wahl gewidmet waren und ich meinte es gar nicht so stark. Aber nur so konnte ich die Wahl gegen des verkrustete Establishment auch in meiner eigenen Partei gewinnen.“
Viele Menschen haben einen positiven Eindruck von T. persönlich in seinem Business. Nicht ohne Grund ist T. seine eigene Marke.
Kommentar von WELTRETTUNG
In einer Parodie von T. muss man sich in ihn hineindenken und seine – aus seiner Sicht guten – Absichten erkennen und betonen.
Wenn jemand im Establishment von Washington mal richtig aufräumen soll, dann muss er wirklich von außen kommen. Und Hillary Clinton nahm man das nicht ab. Bernie Sanders hätte da sicher eher gegen T. gepunktet. T’s Kritik nahm man schon allein deshalb ernst, weil er nicht so viele Spenden sammelte – und doch durch ständige kostenlose Berichte in den Medien über seine Beschimpfungen etc. Aufmerksameit erhielt. Das ist wie am Stammtisch und es zieht die Schimpfer und Nörgler an. Eine doch recht verbreitete menschliche Eigenschaft. Und natürlich Protestwähler mit der in den USA verbreiteten Skepsis gegen alles, was der Staat und Washington macht. (Das ist in Europa und speziell Deutschland nicht so stark, da wir auch ein stärkeres soziales Netz bieten.)
Insofern ist T‘s Ansatz schon richtig. Nur sieht man bei dem Team, das er um sich aufbaut, nicht, dass es Menschen sind, denen man abnimmt, dass sie für mehr Bürgernähe sorgen und sich wirklich um eine bessere Versorgung der Abgehängten kümmern und um die Gegenden mit wenig Arbeitsplätzen. Dabei wieder ein Finanzminister, der von Goldmann-Sachs kommt. Der Inbegriff des Finanz-Establishments von Washington.
Ja, T will ganz sicher weiter die Regierung umkrempeln und ernennt viele politisch Unbekannte und auch viele Unternehmer, aber die Verbindungen zum Establischment sind doch sehr spürbar. Und eine breite Riege politisch Unerfahrener werden es schwer haben, in der Bürokratie der Administration effizient zu wirken. Politik ist ganz anders als im Unternehmen, wo der Chef das Sagen hat und keine Mehrheiten organisieren muss.
Die Formulierung mit „mehr um den Wahlkreis kümmern“ und den Bezug auf das Ermächtigungsgesetz habe ich T in den Mund gelegt. Wir Deutschen haben damit 1933 schon Erfahrungen gemacht. (Das Parlament hat damals der Regierung eine Blankovollmacht für Gesetze gegeben.) Für T wäre es konsequent, gar nicht richtig zu erwarten, dass seine Gegner in Partei und Kongress seine Gesetzesvorschläge abnicken. Er hat doch viele davon verärgert in seinem Wahlkampf, weil er rundum alle beleidigte.
Gewonnen hat T letztlich durch Medientheater und allgemeine Beschimpfungen – und durch das amerikanische Wahlgesetz, denn Clinton hatte 2,6 Mio. Stimmen mehr. (Wie vor 16 Jahren Al Gore gegen G.W.Bush.) Es gibt natürlich genug Medien, die obwohl im Wahlkampf von T. selbst beschimpft wurden nun umschwenken, weil dies populär ist – und er ja weiter andere beschimpft, was berichtenswert ist. Das verkauft sich immer gut. Aber einige werden ganz sicher standhaft bleiben und weiter über seine Lügen (Hier und hier zwei Quellen) und post-faktische Behauptungen (post-truth) berichten. Auch wenn T. oder sein Finanzminister ihnen die Steuerprüfung auf den Hals schicken. Ein gutes Mittel des Staates, was bei Verbrechern wie Al Capone auch geholfen hat.
Zu den Steuerplänen von T. ist auch manches zu sagen: Schon Präsident Reagan hat das gemacht – und es ging ganz daneben. Bei den heute großen Schulden des amerikanischen Staates ist es eher verrückt. Damit Google und Apple ihre Steuermilliarden im Ausland heimholen, muss schon viel passieren. Aber vielleicht schafft T. das doch. Er könnte zur Abwechslung mal auf diese Konzerne schimpfen, die bislang nur Nano-Steuern (winzige Prozentsätze) gezahlt haben. Steuern runter ist bei dem Staatsdefizit der USA kein sinnvolles Programm.
Ergebnis: Daumen oben und unten. Geben wir T. jedoch Zeit, etwas Reelles zu zeigen. Bisher sind alles nur Worte. Doch – kürzlich in Indianapolis hat er 1.000 Arbeitsplätze vor der Verlagerung nach Mexiko bewahrt.
Weitere geplante Artikel zu Donald T
Er hat doch noch mehr Felder, wo er eine Kurskorrektur machen will für Make America Great.
– T. und die Weltpolitik (Teil 3)
– T. und moralische Werte – wichtiger denn je
Es gibt dann noch einen Abschlussartikel Mitte Februar.
Bereits erschienen: Teil 1: Arbeitsplätze (mit dem Mauerbild)
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