Weltrettung und Frieden beim Halbmarathon

15.4.2015

20150510_095903Ich bin in diesem Jahr schon im April um den Waginger See und letzten Sonntag in Traunstein die Traun hoch und runter 20150510_095912gelaufen. Jetzt habe ich endlich ein äußerst sichtbares T-Shirt mit meiner Aufschrift „Ich laufe für Frieden und Weltrettung“. Die Stadionsprecher kennen mich schon und kündigen mich vorher und nachher an. Beim Lauf werde ich natürlich viel überholt und viele loben mein Motto und bekräftigen, dass Sie es teilen. Andere sagen, dass sie mich vom letzten Jahr wiedererkennen. Eine Frau überholte mich und rief mir zu „ich laufe für den Muttertag“. Was mir beim Lauf an der Traun besonders auffiel: einige Läufer schlugen mir vertraut auf die Schultern und ermunterten mich für meinen Einsatz für die Weltrettung.

Im letzten Drittel lief ich mit einer Frau aus Traunstein, für die es der erste Halbmarathon war. Wie eine Gazelle bewegte sie sich. Auf jeden Fall bewahrte mich das vor dem Abschlaffen auf den letzten Kilometern und gemeinsam liefen wir die Ehrenrunde auf dem Stadtplatz. Der Stadionsprecher kommentierte mein Motto und unter riesengroßem Applaus kamen wir an den Händen durch das Ziel. So war ich mal nicht der Schlussmann „Der Frieden kommt immer am Schluss“. Auch schön.20150510_124941

Der Countdown für den Mondsee am 7.6. hat nun begonnen. Nach dem Lauf ist vor dem Lauf. Und meine Gedanken beim Laufen entsprechen nach wie vor dem untenstehenden Blog vom letzten Jahr…

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15.4.2014

HM-VorderseiteAm letzten Sonntag bin ich für Frieden und Weltrettung den Halbmarathon um den Waginger See gelaufen. Mir ging es dabei – wie immer – um das Dabeisein und nicht um die spezielle Zeitleistung. Der erste Halbmarathon der Saison. Seit 10 Jahre laufe ich jedes Jahr mehrfach um Seen und entlang Flüssen in Oberbayern.

Den Stadionsprechern macht es immer Spaß, mich zu erwähnen. Auch dieses Mal schon gleich zu Beginn mit der Ankündigung: „Der Frieden wird noch etwas auf sich warten lassen“.

Ich fühlte mich schon gut in Form, aber habe mich nicht besonders angestrengt an diesem Tag. So vieles ging in meinem Kopf herum.

In meinem Weltrettungsbuch geht es als ein wichtiges Problemfeld um Sicherheit & Frieden. Dass wir Menschen leben können, ohne Gewalt zu erleiden. Von Kindheit an. Nun ist aus meiner Sicht nichts gegen einen Klaps zu sagen, das habe ich selbst von Vater und Mutter (mit dem Teppichklopfer) erlebt. Aber nach den Berichten über die Arbeit der Jugendämter gibt es doch Tausende von Fällen, wo es den Kindern so schlecht ergeht, dass sie den Eltern weggenommen werden müssen. Eine schwierige Entscheidung und wahrscheinlich auch manchmal falsch.

Dann die Gewalt in der Ehe, sodass Frauen sich in spezielle Häuser flüchten müssen. Männer sind nun mal physisch stärker und werden schneller handgreiflich. Aber auch sie müssen sich mit psychischen Angriffen auseinandersetzen.

Und weiter verbreitet: die Gewalt gegen alles Fremde, auf dem Nährboden unserer Vorurteile. Ich habe bei meinem Lauf viel darüber nachgedacht, was man tun könnte, um mehr Toleranz zu erreichen. Wir Menschen haben eine von der Evolution eingebaute instinktive Abneigung und sogar Angst vor fremden Menschen. Alle Religionen, alle Filme, alle Urlaubsreisen in fremde Länder, haben nach meiner Empfindung nicht genug Ängste abgebaut. Wenn ich Leserbriefe in Zeitungen lesen und noch viel sichtbarer Meinungsäußerungen in den Social Media, bin ich immer wieder erschreckt, wie dünn da unsere Zivilisationsschicht ist. Da werden mit Halb-, Viertel- und Garnicht-Wissen haarsträubende Meinungen und Urteile zum Besten gegeben und die niedersten Instinkte mit pauschalen Beschimpfungen bedient. Populisten haben das schon immer ausgenutzt. Differenziertes Denken bei komplexen Sachverhalten – wie so meist in der Politik und anderswo (Fußball, Musik, Essen etc.) – Fehlanzeige. Gar kein Bemühen um Verständnis und Dazulernen.

Als Psychologe habe ich die Hintergründe davon im Gehirn gelernt. Es live zu erleben, frustriert mich immer wieder. Wenn sich da nichts HM-Rückseite 2ändert, wie können Politik, Demokratie, Humanismus, Menschenrechte wirklich in der Praxis funktionieren? Wie kann es wirklich zu Frieden zwischen den Menschen kommen? Kein politischer Umschwung kann hier eine Verbesserung bewirken, es muss aus dem geänderten Bewusstsein vieler Menschen kommen. Ich dachte auch an das Buchprojekt, welches ich nach dem Marathon mit einer Bekannten besprochen wollte. Dieses widmet sich genau diesem Thema und der Arbeit an sich selbst – statt pauschal andere Menschen mit Schimpfwörtern zu belegen. Was eher diese Menschen gegen mich aufbringt, die ich doch vielleicht für Änderungen zum Guten in der Gesellschaft gewinnen will.

Friedenmärsche und Friedenstänze könnten ein erster Schritt sein, wenn diese Zusammentreffen auch zur Bewusstseinswandel genutzt würden. Ja, am folgenden Samstag wird in Traunstein wieder ein solches Event stattfinden und ich bin eingeladen, dachte ich bei meinem Lauf. Aber organisiert von Personen, die in den Social Media praktisch nur negative Botschaften verbreiten. Negativ in meiner persönlichen Wahrnehmung.

Aus meiner psychologischen Praxis, meinen Erfahrungen in Coaching und der Arbeit in Unternehmen weiß ich, dass die Änderung von Meinungen und Einstellungen mehr bedarf als nur mal ein Film zeigen oder einen Vortrag halten. Menschen müssen ihre Meinungen formulieren, andere Meinungen hören, aktives Zuhören lernen und erfahren, dass man durch das offene Zuhören am meisten lernt. Beschimpfungen sind da eher kontraproduktiv. Und Frieden schließen – müssen wir nun mal mit denen, die wir ablehnen oder gar bekämpfen. Mit wem sonst?

In meinem eigenen Weltrettungsbuch lasse ich den Helden 10.000 Schauspielerteams für Europa ausbilden und jahrelang ausschwärmen um bis in das letzte Dorf hinein 20 % der Bevölkerung mit einer Art Improvisationsschauspiel über Werte und Denkmuster zu erreichen. Ob das etwas nutzen könnte?

Diese Gedanken haben mich auf den 21 km begleitet. Dazu der ständige Blick auf den See. Ab und zu wurde ich überholt und auf mein Friedensschild auf dem Rücken angesprochen. Zuletzt begleitete mich der Mann vom Verein mit dem Besenfahrrad. An einer Kurve hielt ein Auto und steckte mir eine halbe Banane zu. Die hat mir tatsächlich mehr Energie für die letzten Kilometer gegeben. Beim Einlauf als Letzter (aber 3. meiner Altersgruppe) wurde ich als Friedensbringer nochmals herzlich im Stadion begrüßt und tanzte dann durch das Ziel.

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